Rund ums Leistungsschutzrecht gedeiht eine eigentümliche Kleingeisterei. Und das gilt gleichermaßen für die selbst ernannten Retter und Bewahrer des angeblichen freien Internets wie für die Schützer und Verteidiger der digitalisierten Verlagserzeugnisse.
Die einen versuchen mit der Attitüde des Fortschritts zu konservieren, was sich in den letzten 20 Jahren im Web unreglementiert einfach gefunden hat, nämlich dass Inhalte im Internet kostenlos zum Zugriff bereitstehen.
Die anderen sind ebenso rückwärtsgewandt in dem Bestreben, die verpasste Chance Geld zu verdienen sich nun gesetzlich nachholen zu lassen, und sehen die einzige Möglichkeit darin, auf Google-komm-raus zu verhindern, dass Inhalte im Internet kostenlos zum Zugriff bereitstehen.
Einig sind sich die beiden Parteien, dass irgendjemand bezahlen muss, am liebsten die anderen.
Und alle Beteiligten tanzen in mehr oder minder großer Entfernung um ein goldenes Kalb namens Google. Und während die einen Google verehren, weil es das hat was Sie gerne hätten, nämlich Traffic – also die harte Währung des Internets –, schimpfen die anderen, weil Google das tut, was sie gerne täten, nämlich Geld verdienen mit Inhalten – also der harten Währung des Internets.
Die einen erweisen also der grauen Online-Eminenz Referenz und erklären ungefragt, dass ihre Herrschaft nicht so schlimm sei, da sie der freien Meinung diene und mit Robots leicht umgangen werden könne. Die anderen machen Rabatz, sehen sich als Revoluzzer im virtuellen Staatshaushalte und rufen gleichzeitig in der realen Republik nach Recht und Gesetz.
Dabei wird die ganze Diskussion getragen von einer Verzagtheit: Die einen fürchten, sie könnten veröffentlichen, was sie wollen, so gut wie inhaltsreich, doch ohne Google nähme sie keiner zur Kenntnis. Die einen fürchten, sie könnten veröffentlichen, was sie wollen, so gut wie inhaltsreich, doch mit Google ließe sich kein Geld verdienen.
Letztlich, so der Tenor, ist Google für den Erfolg unserer Publikationen verantwortlich. Und in diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat von Erwin Ringel ein das sich - soweit ich mich erinnere - in seinem Buch "Die österreichische Seele" (Wien/Köln/Graz 1984) findet. Sinngemäß aus der Erinnerung zitiert sagt Ringel, dass das Problem sei, dass wir in einer Erfolgsgesellschaft leben, und eben nicht in einer Leistungsgesellschaft, dass also nicht die Leistung von Menschen honoriert werde, sondern nur jene Leistung, die Erfolg gekrönt ist, Anerkennung bringt. Das aber ist zu wenig und unter diesem Aspekt wäre es tatsächlich ein schönes Anliegen, Leistung zu schützen.