2.3.13

Ein Recht auf Schutz der Leistung mit Rabatz und Robots


Rund ums Leistungsschutzrecht gedeiht eine eigentümliche Kleingeisterei. Und das gilt gleichermaßen für die selbst ernannten Retter und Bewahrer des angeblichen freien Internets wie für die Schützer und Verteidiger der digitalisierten Verlagserzeugnisse.
Die einen versuchen mit der Attitüde des Fortschritts zu konservieren, was sich in den letzten 20 Jahren im Web unreglementiert einfach gefunden hat, nämlich dass Inhalte im Internet kostenlos zum Zugriff bereitstehen.
Die anderen sind ebenso rückwärtsgewandt in dem Bestreben, die verpasste Chance Geld zu verdienen sich nun gesetzlich nachholen zu lassen, und sehen die einzige Möglichkeit darin, auf Google-komm-raus zu verhindern, dass Inhalte im Internet kostenlos zum Zugriff bereitstehen.
Einig sind sich die beiden Parteien, dass irgendjemand bezahlen muss, am liebsten die anderen.
Und alle Beteiligten tanzen in mehr oder minder großer Entfernung um ein goldenes Kalb namens Google. Und während die einen Google verehren, weil es das hat was Sie gerne hätten, nämlich Traffic – also die harte Währung des Internets –, schimpfen die anderen, weil Google das tut, was sie gerne täten, nämlich Geld verdienen mit Inhalten – also der harten Währung des Internets.
Die einen erweisen also der grauen Online-Eminenz Referenz und erklären ungefragt, dass ihre Herrschaft nicht so schlimm sei, da sie der freien Meinung diene und mit Robots leicht umgangen werden könne. Die anderen machen Rabatz, sehen sich als Revoluzzer im virtuellen Staatshaushalte und rufen gleichzeitig in der realen Republik nach Recht und Gesetz.
Dabei wird die ganze Diskussion getragen von einer Verzagtheit: Die einen fürchten, sie könnten veröffentlichen, was sie wollen, so gut wie inhaltsreich, doch ohne Google nähme sie keiner zur Kenntnis. Die einen fürchten, sie könnten veröffentlichen, was sie wollen, so gut wie inhaltsreich, doch mit Google ließe sich kein Geld verdienen.
Letztlich, so der Tenor, ist Google für den Erfolg unserer Publikationen verantwortlich. Und in diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat von Erwin Ringel ein das sich - soweit ich mich erinnere - in seinem Buch "Die österreichische Seele" (Wien/Köln/Graz 1984) findet. Sinngemäß aus der Erinnerung zitiert sagt Ringel, dass das Problem sei, dass wir in einer Erfolgsgesellschaft leben, und eben nicht in einer Leistungsgesellschaft, dass also nicht die Leistung von Menschen honoriert werde, sondern nur jene Leistung, die Erfolg gekrönt ist, Anerkennung bringt. Das aber ist zu wenig und unter diesem Aspekt wäre es tatsächlich ein schönes Anliegen, Leistung zu schützen.

25.2.13

Was uns Kinder wert sind


"Kein Platz für Kinder - was wird aus dem Kita-Versprechen?" fragte Günther Jauch am Sonntagabend (24.2.13) in der ARD seine Talkshow-Gäste. Das Ganze impliziert allerdings eine problematische Gleichung: Keine Kindertagesstätte = kein Platz für Kinder. Ist das wirklich so, oder offenbart nicht vielmehr das hektische Bemühen um Kitas, dass der Platz für Kinder in unserer Gesellschaft schwindet. Ist nicht das termingerechte Wegorganisieren mit Rechtsanspruch viel aufschlussreicher für die aktuelle Situation, als der Fakt, dass aller Wahrscheinlichkeit nach nicht genügend Plätze am Stichtag zur Verfügung stehen.

Alles auf einen Streich: Ruckzuck ist die Kita fertig
Angesichts dieses Versorgungsengpasses - der Politik?, der Eltern?, der Kinder? - werden nun eilends Kitas aus dem Boden gestampft, um das gesetzliche Soll zu erfüllen. Was aber dabei herauskommt, wenn ohne Qualitätsprüfung Massenware produziert wird, zeigen Pferdefleisch- und Bio-Ei-Skandale zur Genüge: Wir wissen nicht, was wir eigentlich essen und bald auch nicht mehr, wo unsere Kinder eigentlich leben (zumindest 8 Stunden am Tag). Und wer in dieser Zeit die Elternrolle einnimmt, scheint auch noch ungeklärt, da die Zeit für eine fachgerechte Ausbildung der fehlenden Erzieher allem Anschein ebenfalls fehlt.

Offensichtlich ist die Kindheit nichts mehr wert, zumindest der Gesellschaft nicht, wenn jede x-beliebige Arbeit Mutter und Vater mehr Wertschätzung eintragen als Konsum- und Verdienstverzicht zum Wohle der Kinder. Bei solcher Verknappung der Ressourcen, gilt es ja schon als verantwortungsvoll, wenn Eltern das ersten Lebensjahr bei ihrem Nachwuchs bleiben. Wer so argumentiert hat schon im Blick, dass das zweite Jahr woanders verbracht wird. Auf die Plätze, fertig, los: Hin zum Minimalkonsenz, dass wenigstens bei der Geburt  Mutter oder Vater dabei sein sollten, damit das Kind nicht irgendwann in der Kita davon erfährt, wie es zur Welt kam.