24.4.13

Verkehrte Welt beim Datengeld: Was bei der Internetversorgung zählt

So systemkritisch kann man ja gar nicht sein, dass der Staat es nicht richten könnte, wenn er denn nur rechten wollte, steht, na lobo, im Spiegel online. Es geht um Speed bei der Datenübertragung: Da steht eine Änderung ins Haus der Telekom-Kunden, schleicht sich als Volumenbegrenzung sozusagen in die lange Leitung.

Wichtige Dinge darf man im Markt halt nicht einfach der Wirtschaft überlassen, vor allem, wenn’s um Finanzen  geht. Nicht um das Geld der Allgemeinheit, Gesellschaft, Gemeinschaft, nein um das der Vielsurfer, die  trotz Megasuperduper-Internet-Zugangs-Vertrag zahlen sollen, wenn sie noch mehr surfen, als es der Vertrag hergibt. Und während man sonst legalen Eingriffen ins Internet eher skeptisch gegenübersteht, bittet hier die bedrohte Spezies der Highspeed-Brauser um Interessenvertretung, "weil die Volkswut raucht, so wie mans braucht." So sang schon Georg Kreisler auf seiner Platte "Mit dem Rücken gegen die Wand (1979).

Die Community sieht  die Freiheit des Internets bedroht, unmittelbar, wenn’s Ihr Highspeed-Volumen beschränkt wird. Denn das ist etwas, was mancher deutscher Vielsurfer unvermittelt unter Freiheit versteht.
Na klar, wenn das YouTube-Video stockt, ist die Grundversorgung der Information spürbar in Gefahr. Man könnte ja auf der Straße in eigener Sache die Stimme erheben, wenn man nicht gerade am Rechner gebraucht würde, um die aktuelle Downloadmarke zu knacken. Doch im Internet ist Hilfe nah. Hier werden selbst phlegmatische Anwender aktiv und schließen sich – gerne auch anonym – dem geschilderten Saschverhalt an.

Netzabschluss: Tröpfelbad im Datenbrowser,
wenn's Highspeed-Volumen überläuft
Wer nicht weiß, worum es geht: Der Deutschen Telekom ist das exzessive Surfverhalten seiner Poweruser zu intensiv und so will das Unternehmen in Zukunft doppelt abkassieren, erst für die Flatrate und dann für alles, was übers Flachsurfen hinausgeht. Die begrenzten Volumina stehen in den Verträgen und richten sich nach der gebuchten Bandbreite – je höher, desto mehr – und nehmen nur die hauseigenen Dienste vom Datendeckel aus. Das ist allerdings wirklich kritisch, im Gegensatz zu den meisten Widersprüchen in eigener Sache.

Gewürzt wird der Widerstand mit der wohlfeilen Drohung des Shitstorms, der auf die Deutsche Telekom niedergehen soll und alles hinwegfege, was an sachlichen Argumenten gegen die Drosselung gesagt werden könnte. Denn das ist das Wesen des Sturms, das die betroffenen Firmen im Rückblick zu schätzen lernen: Er bereinigt die Atmosphäre. Sauber, denkt da so mancher Social Media Professional. Denn erstens ist es sein Geschäft, was da heranbraust, und zweitens zeigt der Traffic, wie wichtig das Netz ist, nicht als Meinungsmacher (denn Meinung stinkt nicht), sondern als sein Frequenzmedium.

Hauptsache die Leitung summt: Wenn’s Archerl brummt, ist’s Herzerl g’sund. Na prima, dann besteht ja echt noch Hoffnung, dass trotz Volumennadelöhr, Schneckenpost und  Infopainment der Markt es richtet, satt der selbsternannten Richter. Kurz: Es gibt ja Alternativen zum pinken Netzzugang beim kooperativem Mitbewerb, im Kabel oder gar per Funk, und wenn’s sich rechnet, wird das Angebot verstärkt wachsen. Im Zweifelsfall müssen wir einfach zahlen, was wir an Surfvolumen verbrauchen, so wie bei Strom und Gas, Wasser, Scheiße, äh Entsorgung. Hauptsache die Grundversorgung stimmt. Und da ist tatsächlich ein vernünftiger Preis gefragt und Investitionen in die Fläche.

PS. Dass man sich auch fundiert mit dem Thema auseinandersetzen kann, zeigte schon frühzeitig Michael Spehr in der F.A.Z. mit seinem Artikel Drosselung und Diskriminierung.

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